Gruppenbild mit Abgeordnetem

Zuerst wollten wir wissen, ob er sich als Vertreter seiner Partei, seines Wahlkreises oder des ganzen Landes verstehe. Diese Frage sei schwer zu beantworten, sagte MdB Vietz, da man natürlich möglichst viele Interessen und Probleme abdecken wolle. Seien sie nur im Wahlkreis oder auch im ganzen Land aktuell.

Die meisten Politiker würden sich selbst jedoch eher als Vertreter des ganzen Landes sehen, wenn sie sich entscheiden müssten. Vietz persönlich sehe sich auch eher als Vertreter des ganzen Landes, denn die Interessen sollten größtmöglich abgedeckt werden und die größten Interessenskonflikte träten in landesweiten Diskussionen auf. Bei derartigen Diskussionen müssten Politiker wie Herr Vietz aber nicht nur die Interessen der Bürger vertreten, sondern auch bedenken, dass sie in ihren Entscheidungen vor allem dem eigenen Gewissen verpflichtet seien, man sich also auch am nächsten Tag noch selbst im Spiegel anschauen können muss.

Natürlich waren wir daran interessiert zu erfahren, was ihm an seinem Job am meisten Freude, bzw. am meisten Leid bereite und er antwortete ganz direkt - am meisten Freude bereiteten ihm persönlich Diskussionen, sowie Interviews und Meinungsaustausche wie unserer. Er arbeite besonders gern direkt mit den Menschen vor Ort zusammen.

Am meisten Leid bereite ihm, dass das persönliche Empfinden und Gewissen bei besonders schweren Diskussionen und Gewissenskonflikten leide und es Entscheidungen gebe, bei denen man lange mit sich und seinem Gewissen um eine Entscheidung ringen müsse. Der größte und schwerste Gewissenskonflikt in letzter Zeit sei der Konflikt um die Sterbehilfe, sowie die Diskussion über die Griechenland-Hilfen gewesen. Trotzdem scheint Herr Vietz sehr viel Spaß an seinem Job zu haben und sieht es als sehr große Ehre an, diesen Job ausüben zu dürfen.

Neugierig wie wir sind erfragten wir selbstverständlich auch, wie der Arbeitsalltag eines Politikers im Bundestag ungefähr aussieht. Haben sie viel Stress? Und wann haben sie Freizeit? Auch diese Fragen beantwortete MdB Vietz offen und ernsthaft: Als Politiker habe man relativ strukturierte Arbeitszeiten. Die Anreise zu dem Hauptbüro in Berlin erfolge Montags. Dort nehme man an Bürobesprechungen, Sitzungen verschiedener Gremien, zum Beispiel der Fraktion, und Ausschüsse, sowie Plenardebatten teil. Politiker seien in bestimmte Arbeitsgruppen geteilt (z.B. Auswärtiger Ausschuss). Dort werden die einzelnen Streitigkeiten hervorgehoben, die dann später ausdiskutiert werden. Mittwochs finden die Sitzungen der Ausschüsse statt. Erst der Petitions-Ausschuss und dann der Auswärtige Ausschuss. Eine Arbeitswoche geht regulär bis Freitag nachmittag oder bis zu einer geplanten Abendveranstaltung am Wochenende. Der Job sei schon relativ stressig, jedoch sei es eher positiver Stress weil der Job dennoch Spaß bereite. Es gebe auch Nachmittage an denen man frei habe. Diese plane man allerdings eher für sich selbst.

Abschließend hielten wir das Treffen fotografisch fest und verabschiedeten uns bis zum Wiedersehen bei der von uns organisierten Podiumsdiskussion im August, wenn es in der heißen Phase des Wahlkampfes dann um die Auseinandersetzung mit politischen Themen gehen wird.