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01.08.2014, 17:45 Uhr | Emily Schroeder
Holzmindener und Hamelner zu Besuch in Berlin
Praktikantin Emily Schroeder berichtet:

Eine Gruppe politisch interessierter Bürger aus dem Wahlkreis Hameln-Pyrmont-Holzminden, besuchte ihren Bundestagsabgeordneten in Berlin. Der Besuch fand im Rahmen einer Informationsfahrt des Bundespresseamtes statt.

In meiner dritten Praktikumswoche, kam eine Besuchergruppe aus dem Wahlkreis nach Berlin. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen Agnieszka Sandecka und Uta Wenzel haben wir uns mit dem Mitarbeiter, des Bundespresseamts, am Hauptbahnhof getroffen und die Besucher, sowie den Mitarbeiter Jens Nietsch, aus dem Wahlkreis Büro Hameln willkommen geheißen.

Dann ging es auch gleich mit dem Bus zum Mittagessen im „Antica Lasagneria“. Dort konnten alle erst mal Energie für das weitere Programm tanken. Nach dem Mittagessen und einer kleinen Pause ging es weiter zum Auswärtigen Amt.

Hier mussten erst mal alle Besucher durch die Sicherheitskontrolle. In dem Gebäude wartete dann auch schon ein ehemaliger Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes auf uns. Dieser hat uns in einen großen Saal geführt, wo wir einen 15 Minuten langen Film zum Thema „Wie funktioniert das Auswärtige Amt“ angeschaut haben. Anschließend hat er uns erzählt wie seine Berufslaubahn war und das man als Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes alle 4 Jahre seine Einsatzstelle wechseln muss.

Für Ihn war das kein Problem, da er immer wieder an einen Arbeitsplatz kam, wo Deutsch gesprochen wurde und wo er den Ablauf kannte. Schwerer war es da für seine Frau immer wieder neue Ärzte zu finden oder für seine Kinder nach 4 Jahren die Freunde zu verlassen. Im Großen und Ganzen war es aber auch eine tolle Erfahrung für sie zu reisen und heute arbeitet sein ältester Sohn selbst im Auswärtigen Amt. Um erst mal im Auswärtigen Amt arbeiten zu können muss man einen Test bestehen. Dieser ist so angelegt, dass man ihn gar nicht schaffen kann. Es geht darum zu sehen wie man sich in Stress Situationen verhält und was man für wichtig erachtet. Von insgesamt 1000 Bewerbern kommen nur 30 weiter.

Das Auswärtige Amt ist dafür zuständig die Beziehung zwischen andern Staaten zu Pflegen. Sie kümmern sich unter anderem auch um die Reisesicherheit.

Nach dem Vortrag hatten viele Besucher Fragen zu seiner Arbeit und zu aktuellen Geschehen wie z. B. dem Gasastreifen oder ob es schon einmal eine schlimmere Situation in der Laufbahn des Auswärtigen Amtes gab. Ein Großteil der Besucher war daran interessiert, ob es in 20 Jahren die EU noch geben wird. Er antwortete darauf, dass die EU schon viel geschafft hat und ständig wächst und dadurch an Bestand gewinnt.

Am Ende bedankten sich alle Besucher für das tolle Gespräch. Meine Kollegin und ich mussten uns leider erst einmal von den Besuchern verabschieden, da im Abgeordnetenbüro noch einiges an Arbeit auf uns wartete.

Die Besucher sind in Begleitung von Herr Nietsch, zur Dokumentation Topographie des Terrors gefahren. Hier wurde gezeigt wer die Verbrechen der Nazis plante, wer die unbekannten Köpfe, die hinter dem NS-Vernichtungssystem standen waren und wie viele hochrangige Täter unbehelligt blieben.

Nach dem Besuch checkten sie ins Hotel ein. Von dort aus ging es dann gemeinsam zum Abendessen im Restaurant „MAREDO“. Wo sie den Tag noch einmal ausklinken lassen konnten.

Der zweite Tag begann für die Besucher mit einer Stadtrundfahrt. Der Begleiter vom Bundespresseamt zeigte und erklärte den Besuchern alle wichtigen Teile von Berlin, dabei orientiert sich die Tour immer an politischen Gesichtspunkten.

Anschließend hab ich mich dann mit der Gruppe beim Mittagessen, im Restaurant „Alter Fritz“ getroffen. Dort fragte ich die Besucher an meinen Tisch ob ihnen soweit alles gefällt, ob alles ok ist mit dem Hotel, der Geschwindigkeit der Führungen und der Programmgestaltung. Dieses Feedback ist wichtig für die Planung von zukünftigen Besucherreisen. Da alle zufrieden waren blieb Zeit um mit Ihnen über Ihre Anliegen zu sprechen und Ihre Fragen zur Arbeit von Herr Vietz im Bundestag und seinem Büro in Berlin zu beantworten.

Nach dem Essen ging es dann mit dem Bus weiter zum Reichstag. Hier hatten die Besucher eine Besichtigung des Plenarsaals und hörten sich einen Vortrag über die Aufgaben und die Arbeit des Parlaments, Deutscher Bundestag an. Ich wechselte mich bei diesem Termin mit meiner Kollegin ab und ging zurück ins Büro. Dort kümmerte ich mich noch um meine restlichen Aufgaben und wartete auf Herrn Vietz, der noch einen Termin hatte.

Anschließend sind wir dann gemeinsam zum Reichstag gelaufen, wo die Besuchergruppe schon gespannt wartete. Herr Vietz begrüßte alle ganz herzlich im Deutschen Bundestag und eröffnete dann die Gesprächsrunde in dem er die Besucher bat einfach los zulegen und Fragen zu stellen. Sie legten sofort los und bedankten sich erst einmal für die Einladung nach Berlin und das tolle Programm. Herr Vietz ging auf die Besucher ein und beantworte alle Fragen sehr detailliert. Es wurden ihm auch noch Unterlagen und Vorschläge überreicht zu einem neuen Bahnnetz und der Energieversorgung im Wahlkreis. Gerade Themen wie die geplante Strohm-Trassen im Wahlkreis und der Ausbau des Schienennetzes für den Güterverkehr wurden heiß diskutiert. Als alle Fragen beantwortet waren und die Gesprächsrunde zu Ende ging, bekamen die Besucher noch einen Jute Beutel mit Infomaterial über den Deutschen Bundestag und Giveaways.

Dann stand ein Fototermin auf der Kuppel des Reichstags an. Hier wurden Herr Vietz und die Besucher noch einmal zusammen fotografiert. Dies war dann auch der Letzte Termin an diesem Tag und Herr Vietz verabschiedete sich von der Gruppe. Für die Besucher ging es noch weiter zum Abendessen, in das Haus der Kulturen der Welt.

Am dritten und letzten Tag fuhr ich zur Gedenkstätte Hohenschönhausen, um mich mit der Besuchergruppe dort zu treffen. Hohenschönhausen ist ein ehemaliges Stasigefängnis, wo heute Führungen stattfinden. Wir wurden von dem Zeitzeugen Ralf Richter geführt. Er wurde als siebzehnjähriger von der Stasi inhaftiert. Er kam nach Hohenschönhausen weil er Freunden zur Flucht aus der DDR verhalf.

Als er dann selber fliehen wollte, schaffte er es nicht und musste aus sieben Metern Höhe springen um nicht erschossen zu werden. Dabei brach er sich beide Beine, einen Arm und seine Rippen. Danach schleppte er sich noch drei Kilometer nach Hause, wo er dann eine Woche später festgenommen wurde.

In seiner Zelle in Hohenschönhausen befand sich nur eine Holzpritsche und ein Eimer. Tagsüber durfte er nicht schlafen und nachts wurde er verhört. Da er nicht verriet wo sich der Fluchtpunkt befand, wurde er geschlagen und gequält mit Maßnahmen wie nicht Duschen gehen für 10 Wochen. Dadurch entstand für Ihn bis heute der Drang sich immer wieder zu waschen, mehrmals am Tag. Eigentlich sollte er damals hingerichtet werden, da aber seiner Freunde auf der Westseite protestierten, das ein 17 Jähriger erschossen werden sollte, überlebte er. Der Grund, die DDR wollte kein schlechtes Licht auf sich werfen. Selbst im Gefängnis wurden die Gefangenen Abgehört. Herr Richter erzählte, dass man gegen die Wände geklopft hat um mit einander zu kommunizieren. Einmal klopfen war ein A, zweimal Klopfen war ein B und so weiter. Also fing es an, das von neben an eine „Moni“ klopfte, die in Wirklichkeit ein Stasimitarbeiterin war.

Nach einiger Zeit kam er dann auf Grund seiner schweren Verletzungen ins Krankenhaus, wo ihm seine Knochen erneut gebrochen wurden, um sie wieder normal und grade zusammen wachsen zu lassen. Als er wieder aus dem Gefängnis kam, starb sein Vater an einem Herzinfarkt. Er gibt der Stasi dafür die Schuld, sie haben seinen Vater auf dem Gewissen. Einige Jahre später heiratete er und bekam eine Tochter. Mit seiner Familie zusammen stellte er einen Ausreise Antrag. Dies klappte nicht reibungslos, seine Tochter wurde zwangsadoptiert und seine Frau kam nach Hohenschönhausen. Man wollte ihm alles nehmen was er lieb hatte. Nach zwei Jahren bekam er seine Tochter wieder. Seine Frau die in Hohenschönhausen vergewaltigt wurde, versuchte sich mehrfach das Leben zu nehmen und lebt heute in einer geschlossenen Anstalt. Er selbst flüchtete ins Ausland, auch da versuchte die Stasi ihn zu finden, aber er schaffte es zu entkommen. Erst im Jahr 2004 kam er wieder nach Berlin zurück.

Seit 2008 gibt er Führungen in Hohenschönhausen und erzählt den Besuchern von seinem Leid. Ihm ist es wichtig, dass seine Geschichte weiter getragen wird. Jeder soll erfahren wie schrecklich es wirklich zu DDR Zeiten war.

Nach dem Vortrag hatten die Besucher erst einmal etwas Zeit, um die gesammelten Eindrücke zu verarbeiten. Danach ging es wieder mit dem Bus gemeinsam zum Gendarmenmarkt. Im Deutschen Dom fand der finale Programmpunkt statt. Hier wurde die Ausstellung „Wege, Irrwege, Umwege – Die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland“ besucht. Bis zur Abreise hatten die Besucher jetzt noch ein wenig Zeit zur freien Verfügung.

Am Ende waren die Besucher sehr zufrieden und bedankten sich noch einmal herzlichst für die 3 Tage in Berlin und das Programm. Dann war es auch schon Zeit sich zu verabschieden. Die Besucher fuhren wieder gemeinsam mit dem Hamelner Mitarbeiter Jens Nietsch zurück, Richtung Hameln und Holzminden.

Für mich war die Zeit in der die Besuchergruppe da war, sehr aufregend. Zumal es nicht üblich ist, das in seiner Praktikumszeit zu erleben. Ich habe dabei nicht nur viel gelernt, sondern auch eine Menge sehr toller Menschen aus dem Wahlkreis kennen gelernt. Ich hatte den Eindruck, dass sie Besucher die Zeit genossen haben. Natürlich war es mir wichtig, dass es allen gut geht und jeder zufrieden ist. Also habe ich ab und zu Nachgefragt, ob alles ok ist. Insgesamt war die Fahrt nicht nur informativ, sondern auch sehr spannend und interessant.

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